
wie jeden Winter macht uns eine Vielzahl an Erkältungsviren das Leben schwer und sorgt für Halsschmerzen, Husten, Schnupfen und so weiter.
Zeitschriften, Werbung und Internet sind voller Tipps, was wir gegen eine Erkältung tun können oder sollten bzw. welche Mittel wir am besten schon prophylaktisch während der Winterzeit einnehmen sollten und die Zahl der Mythen übersteigt dabei die Zahl der nachweislich wirksamen Arzneien bei Weitem. Wir möchten Ihnen daher im Folgenden einen kurzen Überblick über den Stand der Wissenschaft nach aktuellen Behandlungsempfehlungen geben.
Was ist eine Erkältung und wie verläuft sie?
Eine Erkältung ist ein Virusinfekt, der meist innerhalb von 1-2 Tagen beginnt und nach 5-7 Tagen (bei Kinder etwas länger bis 2 Wochen) wieder abklingt. Ein Reizhusten kann nach einer überstandenen Erkältung bis zu 6 Wochen andauern. Die Symptome variieren im Verlauf - Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Schmerzen der Nasennebenhöhlen ggf. leichtes Fieber. Auch die Farbe des Schleims der Nase bzw. beim Husten ändert sich mit der Zeit durch Zellanteile körpereigener Abwehrzellen - auch ein gelblich-grünliches Sekret ist daher kein Anhalt für eine Infektion durch Bakterien.
Welche Ursachen hat eine Erkältung?
Häufigster Auslöser einer Erkältung ist das Rhinovirus - es gibt aber leider noch viele weitere Erkältungsviren mit einer unendlichen Zahl an Subtypen. Dazu kommt das die körpereigene Immunität gegen ein bestimmtes Erkältungsvirus nur einige Monate anhält, so dass wir uns danach wieder erneut mit dem gleichen Virus anstecken können.
Die Vielzahl der Erreger macht eine Impfung unmöglich, da diese alle oder zumindest einen Großteil abdecken müsste, um wirksam zu schützen. Die jährliche Grippe-Impfung schützt aber immerhin vor der "echten" Virusgrippe (die anders als die Erkältung mit hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl einhergeht und deutlich länger dauert als eine normale Erkältung).
Ist es normal, ständig erkältet zu sein?
Erwachsene haben statistisch gesehen 4 Erkältungen pro Jahr, Kinder im Schnitt sogar 8 Atemwegsinfekte. Erwachsene, die viel Kontakt zu Kindern haben oder bei denen das Immunsystem der Atemwege z.B. durch Rauchen geschwächt ist, haben ebenfalls mehr Atemwegsinfekte. Da die meisten dieser Infekte im Winter auftreten und bei Kindern auch häufig zwei Wochen dauern, ist es also leider nicht ungewöhnlich, wenn ein Kind gefühlt von Oktober-Ostern erkältet ist.
Was kann ich tun, um eine Erkältung zu vermeiden?
Als effektiv haben sich erwiesen: Atemwegsmasken und Händehygiene. Dazu gibt es Studien, die einen leichten positiven Effekt von ausreichend Schlaf und regelmäßigem Sport/Bewegung zeigen. Wenn Sie rauchen, hören Sie damit auf - Nichtraucher leiden deutlich seltener unter Atemwegsinfekten.
Für folgende Mittel oder Methoden gibt es aktuell keine guten wissenschaftlichen Belege: Zink, Echinacea, Probiotika, Vitamin C oder Vitamin D.
Ein guter Weg, um die Influenza zu vermeiden, ist die jährliche Grippeimpfung - vor Erkältungen schützt sie aber leider nicht.
Was kann ich tun, wenn ich schon erkältet bin?
Gegen Symptome wie Hals- und Gliederschmerzen und Fieber helfen Ibuprofen (400mg, bis 4xtgl) oder Paracetamol (500mg, bis 4xtgl). Dazu empfehlen sich abschwellende Nasensprays bei Beschwerden der Nasennebenhöhlen und starkem Schnupfen (Anwendung nicht länger als eine Woche, Meersalznasenspray kann häufiger und länger angewendet werden). Bei stark gestörtem Nachtschlaf durch Reizhusten ist eventuell ein Hustenstiller hilfreich.
Eine ausreichende Trinkmenge mit warmen Getränken und Honig (nicht für Kinder unter 12 Monaten) helfen bei Halsschmerzen und Reizhusten.
Bei Patienten mit einer Lungenerkrankung muss eventuell nach ärztlicher Rücksprache die Dosis der Sprays erhöht werden. Außerdem sollte Rauchen während einer Erkältung unbedingt vermieden werden.
Was leider nicht hilft:
Schleimlöser: haben keinen nachgewiesenen Effekt, aber in seltenen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen. Sie sollten bei Erkältungen nicht angewendet werden.
Antibiotika: Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren, die Erkältungen verursachen. Die Einnahme von Antibiotika ist also bei Erkältungen völlig wirkungslos, bringt aber oft Nebenwirkungen mit sich, die von Durchfall bis hin zu schweren Allergien oder Darmsymptomen reichen können.
Inhalationen: Eine große Studie von 2017 hat keinen Effekt von Inhalationen (mit oder ohne Kochsalz) nachweisen können - es gab aber auch keine schweren Nebenwirkungen, so dass auch nichts gegen die Anwendung spricht, falls Sie damit gute Erfahrungen gemacht haben.
Wie groß ist die Gefahr einer Lungenentzündung?
In der überwiegenden Zahl der Fälle klingt eine Erkältung nach einer Woche ab. Selten kann es aber im Verlauf zu einer zusätzlichen Infektion durch Bakterien kommen - einer bakteriellen Lungenentzündung, die dann antibiotisch behandelt werden sollte. Sie merken dies daran, dass es nach einer anfänglichen Besserung der Beschwerden erneut zu Fieber und anderen stärkeren Symptomen wie Atemnot kommt - bitte kommen Sie in diesem Fall erneut zu uns in die Sprechstunde.
Wann kann ich wieder Sport treiben?
Für ansonsten gesunde Menschen gilt. Für jeden Tag Fieber, sollten Sie anschließend zwei Erholungstage einplanen. Außerdem sollten Sie vor Sportbeginn 24h keine fiebersenkenden Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol oder Antibiotika mehr eingenommen haben. Ansonsten hat sich der "Neck check" in der Sportmedizin eingebürgert - Sie können Sport machen, wenn alle Symptome über dem Nacken sind (z.B. etwas Schnupfen, rauer Hals) - gibt es Beschwerden "darunter" (Gliederschmerzen, starker Husten, Fieber) sollten Sie sich ausruhen. Wichtig ist außerdem, langsam zu Beginnen - probieren Sie eine leichte Belastung für 10-15min - merken Sie dabei eine Zunahme der Beschwerden, machen Sie lieber noch einen weiteren Tag Pause.
Wir hoffen, dass Sie gesund bleiben!
Bei Fragen sprechen Sie uns an.
Herzliche Grüße,
Ihr Team der Hausarztpraxis Rain
Comments