Erkältung: was wirklich hilft - und was nicht...
Liebe Patientinnen und Patienten,
leider beginnt wieder die lästige Zeit der Erkältungen mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Halsschmerzen.In den allermeisten Fällen (90%) handelt es sich um Virusinfektionen. Fast die Hälfte der Fälle wird durch die über 100 verschiedenen Rhinovirus-Typen verursacht, gefolgt von „normalen“ Coronaviren (nicht SARS-CoV-2), Respiratory-Syncytial-Viren (RSV) und Parainfluenzaviren. Nur in etwa 1 von 20 Fällen (= ca. 5 %) liegt zu Beginn eine bakterielle Infektion vor. Bei ungefähr jeder zehnten viralen Erkältung kann sich im Verlauf eine bakterielle Superinfektion entwickeln — das bemerken Patientinnen und Patienten häufig als erneute Verschlechterung nach anfänglicher Besserung.
Da Antibiotika gegen Viren wirkungslos sind und neben unerwünschten Wirkungen (Allergien, Magen-Darm-Störungen, Schädigung der Darmflora u. a.) stehen, sollen Antibiotika nur bei nachgewiesener oder sehr wahrscheinlicher bakterieller Infektion eingesetzt werden (das betrifft grob ~10 % der Fälle).
Was können Sie bei einer viralen Erkältung tun — Prävention und Behandlung?
Wir haben uns den aktuellen Stand der Wissenschaft im Jahr 2025 angesehen und möchten Ihnen gerne die Empfehlungen zeigen. Die wichtigste Erkenntis hierbei: ein Allheilmittel gibt es leider nicht. Das liegt einfach an der Vielzahl der Erreger, die es unmöglich machen, zB mit einer speziellen Impfung oder einem Medikament Erkältungen zu vermeiden. Allerdings gibt es einige Präparate, die laut Studien die Erkrankungsdauer zumindest verkürzen oder die Symptome lindern können oder dazu beitragen, dass wir weniger oft eine Erkältung bekommen.
Prävention von Erkältungen:
Am besten wäre natürlich, wenn wir gar nicht erst krank werden. Hier werden eine Vielzahl von Präparaten und Verhaltensweisen beworben.
Die einzigen positiven Ergebnisse gibt es aber bisher für die Einnahme von 1g Vitamin C pro Tag bei Menschen, die entweder sportlich sehr aktiv sind oder extremer Kälte ausgesetzt sind. Bei Marathonläufern, Soldaten und Teilnehmern einer Arktis-Expedition konnte die Erkältungshäufigkeit immerhin um die Hälfte reduziert werden. Studien an der Allgemeinbevölkerung zeigten leider keinen Effekt. Wenn Sie häufig im freien Arbeiten oder viel Sport treiben, kann aber die Einnahme durchaus sinnvoll sein. Vorsichtig sein sollten hier Menschen, die zu Nierensteinen (Calcium-Oxalat Steinen) neigen, da die Einnahme von Vitamin C das Risiko für diese Steine erhöht. Deshalb sollten Sie längerfristig auch nicht mehr als 2g/ Tag einnehmen.
Medikamente / Verfahren, die sich bislang als nicht wirksam erwiesen haben: Vitamin D (selbst bei nachgewiesenem Mangel), Vitamin K, Vitamin A, B-Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel, regelmäßige Zinkeinnahme, Einnahme von speziellen Probiotika, Wechselbäder/Kneippen, regelmäßige Inhalationen.
Bei Beobachtungsstudien in der Bevölkerung fand sich zudem, dass ausreichender Schlaf, Nicht-Rauchen und eine ausgewogene Ernährung mit selteneren Atemwegsinfekten einhergehen
Behandlung von Erkältungen:
Hier ist die Studienlage nicht einheitlich aber es gibt einige Präparate, die helfen können, die Erkrankungsdauer zu verkürzen oder die Symptome zu lindern.
Vitamin C: laut Studien ca 10% Verkürzung der Erkältungsdauer bei Dosierungen von 1g/Tag, wenn die Einnahme frühzeitig begonnen wird. (Eventuelle Nebenwirkung Nierensteine bei anfälligen Personen siehe oben)
Zink: ebenfalls leichte Reduktion der Erkrankungsdauer bei einer Dosierung von 80-100mg/ Tag, wenn die Einnahme innerhalb von 24h nach Symptombeginn stattfindet. Nebenwirkungen allerdings häufig Magen-Darm-Beschwerden. Eine dauerhafte Einnahme ist nicht empfehlenswert (keine Auswirkung auf Erkältungshäufigkeit, mgl. gestörte Aufnahme u.a. von Kupfer bei Einnahme von Zink).
Frei verkäufliche Erkältungsmittel: Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die zeigen, dass sich durch die Einnahme von pflanzlichen standardisierten Präparaten wie Pelargonium sidoides (Umckaloabo), Thymian/Efeu Extrakt (Bronchipret) oder Enzianwurzel (Sinupret) die Dauer der Beschwerden etwas reduzieren lässt. Der Effekt ist allerdings nicht besonders groß (Verkürzung der Erkrankungsdauer um ca 1 Tag). Wir können hier auch keinen klaren Favoriten empfehlen, da bislang Studien, die die einzelnen Präparate vergleichen fehlen und die Einzelstudien zu uneinheitlich sind. Wenn Kontraindikationen beachtet werden (zB Magengeschwüre in der Vergangenheit bei Sinupret oder vermehrte Blutungsneidung/Leberschaden bei Umckaloabo), können diese aber durchaus unterstützend eingenommen werden. In der Schwangerschaft sollten diese pflanzlichen Präparate gemieden werden.
Ergänzend dazu empfehlen wir ggf NSAR wie Ibuprofen oder auch Paracetamol gegen Glieder- und Kopfschmerzen. Von Kombipräparaten mit einem Wirkstoffcocktail (zB in Wick Daymed und Co) raten wir zumeist ab, da sie oft mit mehr Nebenwirkungen einhergehen und ein Zusatznutzen nicht belegt ist. .
Weiterhin ist ein abschwellendes Nasenspray hilfreich, um eine bessere Belüftung der Nebenhöhlen und des Mittelohrs zu gewährleisten (dadurch weniger sekundäre bakterielle Infektionen wie eine Mittelohrentzündung, nicht länger als 5 Tage anwenden).
Wir hoffen, wir konnten Ihnen hier die wichtigsten Fragen beantworten. Bitte beachten Sie, dass diese Informationen nur eine Ergänzung zu unserer ärztlichen Beratung darstellen und nicht alleine als Therapieempfehlung dienen können.
Gute Besserung wünschen Ihnen Ihre Hausärzte aus Rain.
Quellen:
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